Weitblickender Russe

Zum 100. Geburtstag Alexander Sinowjews – ein Interview von 1992

„Die Versuchung ist groß, im Zusammenhang mit Sinowjew Rabelais, Swift, Kafka zu nennen“, schrieb der Pariser „l´Express“, nachdem 1976 im Westen Alexander Sinowjews Buch „Gähnende Höhen“ erschienen war. Der Roman brachte seinem Autor den Ausschluß aus dem Philosophie-Institut der sowjetischen Akademie der Wissenschaften und der Moskauer Universität ein. 1978 dann wurde er, der als einer der bedeutendsten philosophischen Logiker der Gegenwart gilt, aus der Sowjetunion ausgebürgert. Der 1922 Geborene ließ sich daraufhin in München nieder und arbeitete weiter, was das Zeug hielt. Nach Büchern wie „Lichte Zukunft“, „Homo Sovieticus“ und „Kommunismus als Realität“ erschien 1988 „Katastroika. Gorbatschows Potemkinsche Dörfer«, in dem er schlicht fragte: Für welche Schichten der Sowjetbevölkerung ist die „Perestroika“ von Vorteil und für welche ist sie es nicht? Welchen Nutzen bringt das Ganze dem Land? – Die ernüchternden Antworten und Sinowjews vernichtendes Urteil über Gorbatschows Politik wollte in der Medienöffentlichkeit der Bundesrepublik kaum noch jemand hören. Und an eine Veröffentlichung im Land der „Glasnost“ oder in der DDR war nicht einmal zu denken. Erst 1999 kehrte Sinowjew nach Moskau zurück. 2006 isr er dort gestorben. Zum 100. Geburtstag Alexander Sinowjews am 29. Oktober 2022 veröffentliche wir ein 1992 in München geführtes Interview mit ihm (hier klicken). Es enthält Überlegungen zur Zukunft Rußlands, die sich heute bewahrheiten.