Tränengas in Trizonesien

Mit Panzern gegen die Bevölkerung: Die Währungsreform und der „heiße Herbst“ des Jahres 1948

Von Holger Becker

„Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt…?“ Die Jupp-Schmitz-Skulptur im Zentrum Kölns
Quelle: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jupp-Schmitz-Denkmal,_Köln-9585.jpg), https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode

„Erstes Denkmal für die Deutsche Mark errichtet“, titelte acht Jahre nach Ende dieser Währung am 20. Juni 2008 die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Ein Geschäftsmann aus dem nordhessischen Borken hatte das Memorial in seiner Heimatstadt aufstellen lassen. Doch streng genommen war die Behauptung der Erstmaligkeit eine Falschmeldung. Schon seit 1994 steht nämlich im Zentrum von Köln eine Skulptur, die – anders als der sechseinhalb Meter hohe Borkener Turm aus Stahlbeton – in eher unterhaltsamer Weise an die Währungsreform in den deutschen Westzonen von 1948 erinnert. Sie zeigt, sitzend an seinem Klavier, den Sänger und Komponisten Jupp Schmitz (1901 bis 1991). Der Mann war das, was man im Kölner Karneval eine „Stimmungskanone“ nennt. Seinen Ruhm begründete er im Februar 1949, als die britische Militärregierung die rheinische Volksbelustigung wieder zugelassen hatte, mit dem Lied „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt?“. Das wurde sofort ein Hit. Traf es doch die Stimmung in „Trizonesien“ unmittelbar nach Einführung des neuen Geldes. Und die war gar nicht so gut. Die Refrainzeilen des Schmitz-Liedes überliefert die Kölner Skulptur wetterbeständig in Bronze gegossen.

Erst einmal gab es im Juni 1948 platte Nasen, verformt an den Schaufenstern der Geschäfte. In deren Auslagen ließen sich Güter erblicken, welche die Menschen lange nicht gesehen hatten. Und zwar in Hülle und Fülle, von der Wurst bis zum Pelzmantel. Doch bald stellten die meisten fest, wie wenig sie sich davon kaufen konnten. Denn den kleinen Leuten hatte man ihre Barschaften wegreformiert. 40 D-Mark konnte jeder erst einmal eintauschen, dann noch einmal 20 DM. Vorhandene Sparguthaben schmolzen wie Butter in der Sonne. Aus 1000 Reichsmark wurden 65 DM. Alles in allem, so ist errechnet worden, vollzog sich eine Abwertung der Geldbestände um 93,5 Prozent. Aktien und andere Wertpapiere hingegen erlebten einen Umtausch im Verhältnis 1:1. Und auch „Sachwerte“, ob nun Industrieanlagen, Häuser und Grundstücke oder Warenbestände, erlitten keinen Verlust.

Was kosten Obst und Gemüse? Kunden auf dem Markt in Lüneburg studieren im Juli 1948 die Preise
Foto: ADN-Zentralbild/ Bundesarchiv, Bild 183-T0609-500 / CC-BY-SA 3.0

Angeblich handelte es sich bei alledem um eine streng geheime Angelegenheit. Gedruckt wurden die neuen Banknoten in den USA, dann im Zuge der Operation „Birddog“ (Spürhund) nach Bremerhaven verschifft. Zwar hatte schon am 20. Januar 1948 ausgerechnet die in Ostberlin erscheinende SED-Zeitung „Neues Deutschland“ unter der Überschrift „Das neue Westgeld ist da“ berichtet, es seien im Dezember 1947 in Bremerhaven zwei Schiffe mit Kisten voller neuer Banknoten entladen worden, die dann per Bahn auf die Reise nach Frankfurt am Main gingen. Doch die Normalbürger in den Westzonen bekamen nicht viel mit vom Zeitplan des Währungswechsels im Westen.

Bei Geschäftsleuten sah das ganz anders aus. Laut einem Anfang Juli 1948 verfaßten Bericht der „Preisüberwachungsstelle Wiesbaden“ hatten in den Kreisen von Fabrikanten und Händlern rund 1000 Abschriften die Runde gemacht, die Informationen aus Besprechungen „höchster Dienststellen“ über „vertrauliche Einzelheiten der Währungsreform“ enthielten. Wer also über Bestände von Waren verfügte, die bisher nur zu festgesetzten Preisen und per Bezugsschein oder aber auf dem Schwarzen Markt zu haben waren, konnte sein Wissen über den Zeitpunkt der Währungsreform vergolden. Statt demnächst wertloses Geld einzunehmen, mußte er die Güter nur zurückhalten bis zum 20. Juni 1948. Der Clou: Mit dem Erscheinen der D-Mark als neues Zahlungsmittel wurden die Preise freigegeben.

Die Löhne aber blieben eingefroren. Für die Massen brachte dieser Zwiespalt ein Riesenproblem. Wie der Berliner Historiker Uwe Fuhrmann in seiner Dissertation über „Die Entstehung der `Sozialen Marktwirtschaft´ 1948/49“ schildert, mußten viele Eltern schon eine Woche nach der Währungsreform ihre Kinder von der Schulspeisung abmelden, weil sie den wöchentlichen Obolus von 1 DM nicht aufbringen konnten. In Oldenburg zum Beispiel betraf das ein Drittel aller Kinder. Um bis zu 90 Prozent sank an verschiedenen Orten der Verkauf von Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel. Schnell verteuerten sich Waren des täglichen Bedarfs, und bei Lebensmitteln stiegen die Preise in für viele unerreichbare Höhen. So kletterten die Preise für Gemüse um bis zu 120 Prozent, Obst um bis zu 200 Prozent und Eier sogar um bis zu 500 Prozent.

Eier wurden zum Symbol der Teuerung. An ihren Preisen entzündeten sich die ersten Proteste, die zum Teil tumultartige Formen annahmen. Ein Bauer, der im niedersächsischen Oldenburg seine Eier für 50 Pfennig das Stück auf dem Markt verkaufte, mußte von der Polizei vor dem Zorn von Hausfrauen beschützt werden, die ihm seine Wucherpreise mit Prügel vergelten wollten. In Bielefeld stürmten Einwohner einen Verkaufsstand und kippten die Eier auf die Straße. Und auf dem Münchner Viktualienmarkt kam es am 31. Juli 1948 zu einer regelrechten „Eierschlacht“, bei der Kunden die überteuerten Angebote einer Händlerin zu Bruch gehen ließen.

Diese spontanen Ausbrüche des Unmuts mündeten in organisierte „Käuferstreiks“, Boykottaktionen, in die sich örtlich die Gewerkschaften und die gar nicht selten niedrigere Preise erzwangen. Doch das war nur ein Anfang. Im Sommer und Herbst 1948 sahen die Westzonen zwei Wellen teilnehmerstarker Demonstrationen. In München zum Beispiel gingen 100.000 Leute auf die Straße, 60.000 in Mannheim, immerhin 10.000 in Landshut. „Herunter mit den Preisen“ hieß die vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) zentral ausgegebene Losung für diese Kundgebungen, auf denen sich ebenso das Verlangen nach höheren Löhnen artikulierte wie eine weit verbreitete politische Unzufriedenheit mit der Währungsreform. Denn mit der war handstreichartig eine Entscheidung über das Wirtschaftssystem im Westen getroffen worden, die viele so nicht gewollt hatten.

„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden.“ Das „Ahlener Programm“ der CDU von 1947

Der Kapitalismus hatte nach dem Ende des Naziregimes nämlich auch im Westen keinen guten Ruf. Zu eng waren die Beherrscher der deutschen Wirtschaft mit der Faschisten-Clique und ihrem System verbandelt gewesen. Kaum eine gesellschaftlich bedeutsame Kraft gab es, die noch Sozialismus ablehnte, was immer sie auch darunter verstand. Die SPD forderte „Demokratie in Staat und Gemeinde, Sozialismus in Wirtschaft und Gesellschaft“. Und die CDU hatte noch im Februar 1947 folgendes an den Beginn ihres „Ahlener Programm“ gesetzt: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden.“ An seiner Stelle bedürfe es einer „sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung“, deren Inhalt und Ziel „nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein“ könne. Mancher überholte damals sogar die Kommunisten in der linken Spur. Denn die mußten der sowjetischen Deutschlandpolitik gehorchen, bei der Sozialismus erst einmal nicht auf der Tagesordnung stand, sondern ein neutrales Gesamtdeutschland vom Rhein bis zur Oder.

Schon gar nicht wollten die US-amerikanische und die britische Besatzungsmacht der antikapitalistischen Grundstimmung in ihren Zonen folgen. So hatten jene Akteure freie Hand, die den weiteren Kurs in Wirtschaft und Gesellschaft unter das Motto „freie Marktwirtschaft“ stellten, was einen möglichst wenig regulierten Kapitalismus meinte. An ihrer Spitze stand Ludwig Erhard, Wirtschaftsdirektor der westlichen Besatzungszonen, der sich schon unter dem Naziregime mit Nachkriegsplanungen befaßt hatte. Erhard ignorierte souverän das Programm der CDU, der Partei also, der er bald beitreten sollte. Von „sozial“ jedenfalls konnte erst einmal nicht die Rede sein.


Aufruf der Gewerkschaften zum Generalstreik
Quelle Stadtarchiv Stuttgart 9400 915/ CC BY-SA 3.0 DE

So schwoll die Protestwelle an und steigerte sich bis ins Unerhörte, einen Generalstreik. Für den 12. November 1948 rief der Gewerkschaftsrat der Bizone – das waren die von den USA und Großbritannien besetzten Gebiete – dazu auf, die Arbeit ganztägig flächendeckend niederzulegen. Sieben bis neun Millionen Menschen, so die schwankenden Angaben, von 12 Millionen Beschäftigten insgesamt, machten mit bei diesem letzten politischen Streik im späteren Geltungsbereich des Grundgesetzes. Denn um reine Lohnforderungen ging es dort nicht. An der Spitze der zehn Zehn-Punkte-Liste, die deutsche DGB formuliert hatte, standen vor allem das Verlangen, die Preise zu kontrollieren und Wucher wirksam einzudämmen. Das sprach den Leuten aus den Herzen. Aber auch die Einführung planwirtschaftlicher Elemente, die Verstaatlichung von Grundstoffindustrien und Banken sowie die „Demokratisierung der Wirtschaft“ standen auf der Liste.

Allerdings verordneten die Gewerkschaften dem Streik seltsame Verlaufsformen. So sollten keine Kundgebungen stattfinden und vor den Werkstoren keine Streikposten stehen. Auch wenn sich die aufgebrachten Arbeiter nicht überall an die Vorgaben hielten, wirkte das Ganze äußerlich weniger wie eine Kampfaktion, sondern eher wie ein Feiertag – auch wenn die Massen eine deutlich höhere Bereitschaft zum Streik zeigten, als erwartet worden war.

Mit dem Verzicht auf Demonstrationen und Kundgebungen folgten die Gewerkschaftsspitzen Vorgaben der Besatzungsbehörden, mit denen sie in engem Kontakt standen. Denn es sollte um Gottes Willen nicht noch einmal Ähnliches passieren wie ein paar Tage zuvor in Stuttgart, wo sich Dinge zugetragen hatten, die durchaus Ähnlichkeiten mit den späteren Vorgängen vom 17. Juni 1953 in Ostberlin aufweisen.

28. Oktober 1948: Kundgebung auf dem Stuttgarter Karlsplatz
Quelle: Stadtarchiv Stuttgart 9200 F 539/ CC BY-SA 3.0 DE

Wie in vielen Orten brach sich auch in der Hauptstadt der Schwaben der Unmut über die nicht mehr bezahlbaren Preise von unten Bahn. Gegen den Widerwillen der oberen Etagen in der Gewerkschaftsbürokratie hatte der Stuttgarter Ortsausschuß Kampfmaßnahmen durchgesetzt. So strömten am frühen Nachmittag des 28. Oktober 1948 ganze Betriebsbelegschaften, welche die Arbeit niedergelegt hatten, zum zentralen Karlsplatz vor dem Alten Schloß. Von 30.000 bis 100.000 Teilnehmern ist in verschiedenen Quellen die Rede. Der Historiker Uwe Fuhrmann hält eine Zahl von 80.000 für realistisch. Wieviele auch immer – auf dem Karlsplatz hörte ein große Masse von Menschen eine einzige Rede. Die hielt der Vorsitzende des gewerkschaftlichen Ortsausschusses Johannes Stetter (1885 bis 1963), ein Sozialdemokrat und Aktivist der Novemberrevolution von 1918. Stetter kritisierte Preiswucher und die faktische Bevorzugung all jener, die aus dem Horten von Waren vor der Währungsreform nun saftige Gewinne ziehen konnte. Er forderte staatliche Preiskontrollen, wandte sich aber auch gegen die Politik der westlichen Besatzungsmächte, die gewerkschaftliche Forderungen nach der Sozialisierung von Industrien und nach Mitbestimmungsrechten per Befehl unterdrückt hätten.

Vor dem „Modehaus Stahl“ mit seinen hohen Preisen in Stuttgart entzündete sich die Auseinandersetzung
Stadtarchiv Stuttgart 9200 F 535/ CC BY-SA 3.0 DE

Die eigentliche Kundgebung endete friedlich. Schon nach einer guten halben Stunde zogen die Teilnehmer ab – auch durch die Königstraße, Stuttgarts zentrale Einkaufsmeile, vorbei an einigen Geschäften mit Luxuswaren. Vor dem „Modehaus Stahl“, dessen exorbitante Preise den Unmut lodern ließen, begann eine handgreifliche Auseinandersetzung. Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die bereits zuvor zahlreich bereitstehenden Polizeikräfte zückten die Gummiknüppel und droschen auf die Demonstranten ein. Schließlich rückte US-Militärpolizei an und räumte die Königstraße mit Tränengas und „blanken Waffen“, wie es in Presseberichten hieß, also aufgepflanzten Bajonetten. Als sich dann einige Tausende Menschen nicht vom Platz vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof vertreiben lassen wollten, schickte die Besatzungsmacht Einheiten der United States Constabulary aufs Feld. Das war eine militärisch ausgerüstete Gendarmerie, die von 1945 bis 1952 als besondere Ordnungskraft in den US-Zonen Deutschlands und Österreichs bestand. Die „Konstabler“ schlugen hart zu. Sie ließen Tränengas verströmen, schickten berittene Trupps in die Menge und fuhren sogar Panzer auf. Erst gegen 19 Uhr hatten es die US-Gendarmen geschafft, gemeinsam mit deutscher Polizei den Platz zu räumen. US-Militärgouverneur Lucius D. Clay (1898 bis 1978) verhängte dann über ganz Stuttgart eine Ausgangssperre für die Zeit von 21 bis 4 Uhr.

Die Stuttgarter Oktobertumulte forderten Verletzte auf beiden Seiten. Eine Reihe von Teilnehmern wurde verhaftet. Mehr als 30 kamen vor US-Militärtribunale, die sie zu Haftstrafen verurteilten, einen von ihnen zu zehn Jahren Zuchthaus. Er hieß Heinz Mokros, war Arbeiter, stammte aus Dresden und hatte ein Transparent getragen, auf dem stand: „Die Polizei ist ein Werkzeug der Kapitalisten, fordert sozialistische Einheit“. Die sächsische Herkunft des angeblichen „Hauptanstifters“ und der Umstand, daß einige Verhaftete Sympathien für die Kommunisten bekundeten, mußten dazu herhalten, die Ereignisse als kommunistisch initiiert zu verdächtigen. Doch selbst die Stuttgarter Polizei gab kund, sie könne „keine Bestätigung der Anwesenheit kommunistischer Elemente“ geben. Wahrscheinlich traf ein Kommentator der „Stuttgarter Zeitung“ den Nagel auf den Kopf, der in der Ausgabe vom 30. Oktober 1948 schrieb: „Bei der Verhöhnung der arbeitenden Bevölkerung durch die hohen Preise sind solche Exzesse verständlich. Wie viele Scherbenhaufen sind schon entstanden durch den Preiswucher bei den Menschen. Wie viele Menschen haben schon den Gashahn aufgemacht, weil sie nicht mehr ein noch aus gewußt haben!“

In der Stuttgarter Königstraße am 28. Oktober 1948
Quelle: Stadtarchiv Stuttgart 9200 F 537/ CC BY-SA 3.0 DE

Medien feiern Ludwig Erhard gern als „Vater der sozialen Marktwirtschaft“ in der Bundesrepublik. An den „heißen Herbst“ 1948 erinnern sie äußerst selten. Aber der auch verbale Schwenk von der unregulierten „freien Marktwirtschaft“, wie sie Erhard stur wollte, zur „sozialen Marktwirtschaft“, also einem einigermaßen regulierten Kapitalismus, der sozialen Frieden gewährleisten kann, ist – neben der damaligen Existenz einer Konkurrenz im Osten – kaum denkbar ohne den Druck , den die gewaltige Welle von Streiks und Demonstrationen nach der Währungsreform ausübte. So forderte die US-Besatzungsmacht – wie übrigens auch Stimmen aus der CDU – von Ludwig Erhard mehr Flexibilität, das heißt, auch einige planwirtschaftliche Elemente in sein Wirtschaftsprogramm auszunehmen. Das wichtigste war das sogenannte Jedermann-Programm. Für die von Preisauftrieb und Lohnstop Betroffenen sollte es massenhaft Bedarfsgüter wie Schuhe, Kleidung, Möbel usw. zu erschwinglichen Preisen bereitstellen. Nach Ansicht des Wirtschaftshistorikers Jörg Roesler hatte dieses Programm einen „ausgesprochen sozialen Charakter“. Und es nahm tasächlich viel Druck aus dem Kessel.

Ein übriges tat später ab und an Bundeskanzler Konrad Adenauer (1876 bis 1967), der seinem Wirtschaftsminister schon mal eins zwischen die Hörner gab, wenn dessen Marktradikalismus die poltische Macht der CDU gefährdete. Als 1950 der Brotpreis eklatant stieg, setzte Adenauer gegen Erhard ein „Brotgesetz“ durch, das die Regierung ermächtigte, die Preise für Mehl, Brot und Kleingebäck festzusetzen. Man sprach vom „Konsumbrot“, das jede Bäckerei neben anderen Sorten für wenig Geld anbieten mußte. Und auch 1951, als per Gesetz die Unternehmen verpflichtet wurden, die Hälfte der Krankenkassenbeiträge zu tragen, war die Erinnerung an den Herbst 1948 noch frisch. Ganz anders 2005 und 2013, als dieses Prinzip seine Demontage erlebte.

Literatur

Uwe Fuhrmann: Die Entstehung der „Sozialen Marktwirtschaft“ 1948/49. Abrufbar über: https://hcommons.org/deposits/objects/hc:28984/datastreams/CONTENT/content

Jörg Roesler: Die Wiederaufbaulüge der Bundesrepublik. Oder: Wie sich die Neoliberalen
ihre „Argumente“ produzieren
Abrubar über: https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Publ-Texte/Texte-43.pdf